Die Sicht eines russischen Präsidenten: Zum Artikel 75. Jahrestag des Großen Sieges: Gemeinsame Verantwortung vor Geschichte und Zukunft des russischen Präsidenten Wladimir Putin

Die Sicht eines russischen Präsidenten

Zum Artikel „75. Jahrestag des Großen Sieges: Gemeinsame Verantwortung vor Geschichte und Zukunft“

des russischen Präsidenten Wladimir Putin

Annegret Mainzer, Zerbst

Es sind 75 Jahre vergangen, seit der Große Vaterländische Krieg beendet wurde. In diesen Jahren sind mehrere Generationen aufgewachsen. Die politische Karte des Planeten hat sich geändert. Es gibt die Sowjetunion nicht mehr, die einen grandiosen, vernichtenden Sieg über den Nazismus errungen und die ganze Welt gerettet hatte. Und die Ereignisse des Krieges selbst sind sogar für seine Teilnehmer eine ferne Vergangenheit geworden. Warum wird der 9. Mai in Russland als der wichtigste Feiertag begangen, und scheint das Leben am 22. Juni für einen Moment still zu stehen und man hält den Atem an, als hätte man einen Kloß im Hals?“

Mit diesen Worten beginnt Wladimir Putin, Präsident der Russischen Förderation, seinen gut fünfzehn A4-Seiten umfassenden Grundsatzartikel 75. Jahrestag des Großen Sieges: Gemeinsame Verantwortung vor Geschichte und Zukunft, der am 19. Juni d. J., sozusagen am Vorabend des 79. Jahrestages des Überfalls Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion, veröffentlicht wurde.

Blick auf Moskauer Kremlgelände

Sehr detailliert und fundiert geht darin der russische Präsident in seinen eloquenten Ausführungen unter anderem nicht nur darauf ein, welche Folgen der 2. Weltkrieg für seine Familie hatte, er versucht auch aufgrund seines gründlichen Studiums historischer Quellen, darzulegen, welche Rolle der Völkerbund nach dem 1. Weltkrieg spielte und wie sich die Prophezeiung von Jean Marie Ferdinand Foch (1851-1929), Marschall von Frankreich, bezüglich des Versailler Vertrages bewahrheitete, der meinte, der Versailler Vertrag sei kein Frieden, sondern ein Waffenstillstand auf zwanzig Jahre.

In seinen Bemerkungen zu den unheilvollen Folgen des Versailler Vertrages und anderer Ereignisse und Abkommen in der Zeit vor und während des 2. Weltkrieges betont Präsident Putin allerdings, dass es ihm fern liege, die einstigen Ereignisse zu bewerten oder richten.

Ich schreibe das ohne die geringste Absicht, die Rolle eines Richters zu übernehmen, jemanden zu beschuldigen oder zu rechtfertigen oder gar eine neue Runde der internationalen Informationskonfrontation im historischen Bereich loszutreten, die Staaten und Völker gegeneinander aufbringen kann. Ich bin der Meinung, dass die Suche nach ausgewogenen Bewertungen vergangener Ereignisse der akademischen Wissenschaft mit einer breiten Vertretung namhafter Forscher überlassen werden sollte. Wir alle brauchen Wahrheit und Objektivität. Ich persönlich habe meine Kollegen immer zu einem ruhigen, offenen und vertrauensvollen Dialog aufgefordert, zu einem selbstkritischen und unvoreingenommenen Blick auf die gemeinsame Vergangenheit. Ein solcher Ansatz wird es uns ermöglichen, die damals begangenen Fehler nicht mehr zu wiederholen und eine friedliche und erfolgreiche Entwicklung für die kommenden vielen Jahre sicherzustellen.“

Nicht nur historische Ereignisse hinterfragt Präsident Putin in seinem Artikel wie das Verhalten und Handeln sowjetischer, polnischer, deutscher und anderer europäischer Politiker in jener verhängnisvollen Zeit, er stellt sich auch die Frage: „Wie würde sich die jetzige Generation in einer kritischen Situation benehmen und handeln?“ – Eine sehr interessante Frage, vor allem für mich als ausgebildete Pädagogin mit langjähriger praktischer Erfahrung. Wenn man unsere heutige, augenscheinlich nomophobisch veranlagte Jugend auf den Straßen sieht, ist es schwer vorstellbar, auf die Frage zu antworten, wie verhalten sich diese jungen Menschen in Situationen kriegerischer Auseinandersetzung oder einer 900-tägigen Blockade wie die von Leningrad? Präsident Putin beantwortet diese Frage optimistisch und lenkt dabei den Blick auf junge Menschen, die an Brennpunkten im Einsatz sind:

Vor meinen Augen sind junge Ärzte, Krankenschwestern, manchmal gestrige Studenten, die heute in die „rote Zone“ gehen, um Menschen zu retten. Unsere Militärangehörigen, die während des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus im Nordkaukasus, in Syrien um Leben und Tod kämpfen – ganz junge Menschen! Viele Soldaten der legendären, unsterblichen sechsten Fallschirmjägerkompanie waren 19 bis 20 Jahre alt. Sie haben aber gezeigt, dass sie der Heldentat der Soldaten unserer Heimat, die sie im Großen Vaterländischen Krieg verteidigten, würdig sind.“.

Des Weiteren distanziert sich Präsident Putin eindeutig von einer Umschreibung der Geschichte und vom Vergessen der Lehren, die die Menschen aus vergangenen Ereignissen gezogen haben.

Das Vergessen der Lehren aus der Geschichte wird unweigerlich hart bestraft. Wir werden die Wahrheit auf der Grundlage dokumentierter historischer Fakten entschlossen verteidigen und auch weiterhin ehrlich und unparteiisch über die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs sprechen. Diesem Ziel soll auch ein russisches Großprojekt zur Schaffung der größten Sammlung von Archivdokumenten, Film- und Fotomaterialien über die Geschichte des Zweiten Weltkriegs und der Vorkriegszeit dienen.“

Auch die Probleme der Gegenwart lässt Präsident Putin nicht unerwähnt und macht deutlich klar, dass diese nur in der Gemeinschaft gelöst werden können. Bezüglich der Corona-Pandemie schreibt er:

Unsere Länder ergreifen beispiellose Maßnahmen, um die Gesundheit und das Leben der Menschen zu schützen und die Bürger zu unterstützen, die sich in einer schwierigen Situation wiederfinden. Wie schwerwiegend die Folgen der Pandemie sein werden, wie schnell die Weltwirtschaft aus der Rezession herauskommt, hängt von unserer Fähigkeit ab, als echte Partner zusammenzuarbeiten. Darüber hinaus ist es unzulässig, die Wirtschaft zu einem Instrument des Drucks und der Konfrontation zu machen. Zu den aktuellsten Themen zählen der Umweltschutz und der Kampf gegen den Klimawandel sowie die Gewährleistung der Sicherheit des globalen Informationsraums.“

Abschließend verweist Präsident Putin auf die von Russland vorgeschlagene Agenda des bevorstehenden Fünfergipfels.

Putins Schlussworte:

Auf der Grundlage unseres gemeinsamen historischen Gedächtnisses können und müssen wir uns gegenseitig vertrauen. Dies wird als solide Grundlage für erfolgreiche Verhandlungen und konzertierte Maßnahmen zur Stärkung der Stabilität und Sicherheit auf dem Planeten sowie für den Wohlstand und das Wohlergehen aller Staaten dienen. Dies ist – ohne Übertreibung – unsere gemeinsame Pflicht und Verantwortung gegenüber der ganzen Welt, gegenüber den gegenwärtigen und den zukünftigen Generationen.“

Ziel meines vorliegenden Beitrages ist es nicht, die einzelnen Aussagen Putins zu analysieren, sondern zur Lektüre seines Artikels anzuregen sowie zu einer anschließenden Diskussion im Freundes-, Familien- oder Kollegenkreis.

Link zum vollständigen Artikel:

http://kremlin.ru/events/president/news/63527

oder

http://en.kremlin.ru/events/president/news/63527

Foto: A. Mainzer, 2017

Zerbst, 22.06.2020

 

 

Zerbst/Anhalt/Bitterfeld-Wolfen: 75 Jahre nach Kriegsende: Glocke und Lauf für den Frieden

Zerbst/Anhalt/Bitterfeld-Wolfen: 75 Jahre nach Kriegsende: Glocke und Lauf für den Frieden

Annegret Mainzer, Zerbst

Der 2019 in Bitterfeld-Wolfen gegründete Verein „Zukunft-Frieden e.V.“ beabsichtigte, im Herbst 2020 einen internationalen Friedenslauf: Zerbst/Anhalt-St.Petersburg durchzuführen. Eine Reihe organisatorischer Hindernisse war bereits überwunden, einige noch in der Schwebe bzw. in Vorbereitung, doch der Ausbruch des Coronavirus und seine Auswirkungen haben die ambitionierten Läufer veranlasst, ihren Grenzen überschreitenden Lauf auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Diese freie Zeit nutzt der Verein, um weiter auf seine Aktivitäten und sein Projekt aufmerksam zu machen. So auch durch die Aktion: Eine Glocke für den Frieden.

Friedensglocke

Friedensglocke für Botschafter der Russischen Förderation

Die bedingungslose Kapitulation Hitlerdeutschlands am 08. Mai vor 75 Jahren bedeutete ihrerzeit die Befreiung Europas vom nationalsozialistischer Gewaltherrschaft. Das war in Befreiungsakt von bis dato nie gekanntem Ausmaß in der Geschichte der Menschheit und das sollte gebührend gewürdigt werden“, meint Peter Junge, Vorsitzender des Vereins „Zukunft-Frieden e. V.“. Geplnt war, dass die Mitglieder des Vereins „Zukunft-Frieden e. V.“am 09. Mai d. J. dem Botschafter der Russischen Förderation in Deutschland, Herrn Sergei Netschajew, feierlich eine Friedensglocke überreichen, um somit auf ihren Katharina- beziehungsweise Friedenslauf 2020 von Zerbst/Anhalt nach St. Petersburg aufmerksam zu machen, der eigentlich am 05. September am Fuße des Denkmals für Katharina II. in Zerbst starten sollte. Wenn da nicht das Corona-Virus ausgebrochen wäre“ Ja, wenn…

Ohne Russland kein Friede in Europa

Mit diesem Friedenslauf wollen wir zeigen, dass es ohne Russland keinen Frieden, weder in Europa noch weltweit, geben kann“, so Vereinsvorsitzender Junge. Die Läufer um Peter Junge planen in diesem Herbst die 2600 km von Zerbst aus über Halle, entlang der Ostseeküste, durch die Hansestädte Polens und der Staaten im Baltikum bis nach St. Petersburg mit finalem Zieleinlauf in Puschkin, ehemals Zarskoje Selo und seit 1994 Partnerstadt von Zerbst/Anhalt, zu laufen.

Vorbereitungen auf Friedens- bzw. Katharinalauf werden fortgesetzt

Die Corona-Pandemie hat uns gezwungen, sowohl die Übergabe der Friedensglocke in der Russischen Botschaft wie auch den Friedenslauf auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Dennoch wollen wir, unser Projekt in die Tat umzusetzen, auch wenn zurzeit der genaue Zeitpunkt nicht vorhersagbar ist“,versichern die hoch motivierten Läufer. Denn, laut Peter Junge, habe der Verein für dieses Vorhaben bereits im Vorfeld Unterstützung in großem Maße erfahren, so auch von der Stadt Zerbst/Anhalt und dem dort agierenden Internationalen Förderverein „Katharina II.“ Zerbst e.V., von der Stadt Bitterfeld-Wolfen und der Glockengießerei in Lauchhammer. Außerdem sei auch von den Vereinsmitgliedern viel freie Zeit und Geld in die konkreten Lauf- und Reisevorbereitungen und in das vorbereitende Lauftraining investiert worden. Ein Aufgeben komme nicht infrage.

v.l.n.r.: A.Mainzer (Katharina-Verein), A. Dittmann (Bürgermeister Zerbst/A.), P. Junge

Doch in unseren Tagen gilt es für uns alle, ganz gleich, wo wir leben, und vor allem für uns Sportler, momentan andere Prioritäten zu setzen, jedoch nicht ohne den Erhalt des Friedens aus den Augen zu verlieren. So ist der 75 Jahre andauernde Friede in Europa ein Geschenk, das wir achten und dabei nicht vergessen sollten, wem wir es zu verdanken haben“, argumentieren Peter Junge und seine Mitstreiter.

Zerbst, 09.05.2020

Дух дружбы с Россией никогда не покидает жителей города Цербст/Ангальт

Дух дружбы с Россией никогда не покидает жителей города Цербст/Ангальт

Аннегрет Майнцер, Цербст/Ангальт

В новейшей истории расположенного в федеральной земле Саксония-Ангальт города Цербст/Ангальт можно наблюдать растущий интерес к сотрудничеству с различными партнерами в России. На чем он основан?

памятник Екатерине II в Цербсте/Ангальт

Дело в том, что российская императрица Екатерина II (1729-1796), вошедшая в историю под именем Екатерины Великой, была урожденной принцессой Ангальт-Цербстской и замок, посторенный ее предками в стиле барокко, находится в городе Цербст/Ангальт.

История интенсивных отношений между бывшим княжеством Ангальт-Цербстским и Российской Империей берет своё начало в 1744 году, когда императрица Елизавета Петровна (1709-1761) пригласила принцессу Софию Августу Фридерику Ангальт-Цербстскую в Россию для бракосочетания с наследником престола Великим князем Петром Федоровичем, будущим императором Петром III.

Eщё во второй половине 18 века, и позже в 19 веке, выходцы из Ангальта сделали карьеру в Российской Империи. Среди них был один из выдающихся в то время в России детских врачей — Карл Андреас Раухфус (1835-1915), семейные корни которого находятся в Цербсте/Ангальт. Раухфуса считают основателем научной педиатрии в России. К числу этих выходцев из Ангальта принадлежал и Фердинанд Адольф Гельбке (1812-1892), родившийся в Цербсте и работавший музыкальным педагогом, писателем, переводчиком и композитором в Санкт-Петербурге. Одним из его ближайших друзей в Санкт-Петербурге был его земляк — музыкальный педагог и композитор Иоганн Леопольд Фукс (1785-1853), уроженец ангальтского города Дессау.

Стоит напомнить ещё о другой связи между Ангальтом и Россией: Граф Фридрих фон Ангальт (1732-1794), побочный сын наследнего принца Вильгельма Густава Ангальт-Дессауского (1699-1737), в 1783 году решил уехать в Россию, где его дальная родственница правила как императрица Екатерина II, которая пригласила его в свою свиту. В Санкт-Петербурге он был назначен директором Сухопутного шляхетского корпуса.

граф Фридрих фон Ангальт

Ещё другой представитель Ангальтского дома стоял на русской службе, – принц Виктор Амадей Ангальт-Бернбург-Шаумбургского (1744-1790). Он в Россию выбрал военную карьеру и был одним из героев штурма крепости Очаков. Он погиб в сражении во время русско-шведской войны.

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Russland ist anders – Deutschland auch

Russland ist anders – Deutschland auch

Über das Forum „Russland – Feind oder Partner? Unsere Beziehungen zur Großmacht im Osten“ in Magdeburg

Annegret Mainzer, Zerbst

Seit dem Jahr 2008 organisiert die Stadtverwaltung Magdeburg unter dem Titel Wissenschaft und Gesellschaft Vorträge und Diskussionsforen zu jeweils aktuell politischen Themen. So konnten im Jahr 2009 der deutsche Astronaut Thomas Reiter und 2013 die Nobelpreisträgerin Prof. Christiane Nüsslein-Volhard in der Ottostadt an der Elbe begrüßt werden.

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In diesem Jahr lud Magdeburg zu einem öffentlichen Forum zur Fragestellung Russland – Feind oder Partner? Unsere Beziehungen zur Großmacht im Osten ein. Kompetente Fachleute hatten die Organisatoren auf das Podium in der voll besetzten Johanniskirche gebeten: Matthias Platzeck, Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums e.V., Klaus Olbricht, Präsident der IHK Magdeburg, Professorin Gudrun Goes, Slawistin und Kulturwissenschaftlerin an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, sowie Bernd Großheim, ehemaliger ARD-Korrespondent in Moskau. Die Moderation des Forums lag in den bewährten Händen der seit drei Jahren in Moskau lebenden TV-Journalistin Kerstin Palzer.

Den diplomatischen Faden wieder aufnehmen

Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper begrüßte die zahlreichen Besucher, unter denen auch einige Zerbster mit ihrem Bürgermeister Andreas Dittmann waren. In seiner Begrüßung erinnerte Magdeburgs OB einerseits an die Zeit des Kalten Krieges, andererseits auch an die allgemeine Freude über die deutsche Wiedervereinigung, aber bezugnehmend auf das Heute mahnte er, den abgerissenen diplomatischen Faden zwischen Europa und Russland wieder aufzunehmen, miteinander zu reden und nicht nur darüber nachzudenken, wie NATO-Truppen am schnellsten ins Baltikum verlegt werden können, was seitens des Publikums mit lautem Beifall honoriert wurde.

Die Basis für die sich anschließende Diskussion boten einleitende Ausführungen von Matthias Platzeck. Gleich zu Beginn kündigte er an, wenig darüber zu sagen, was die russische Regierung falsch gemacht habe, denn Kritik an Russland stelle zurzeit keine Marktlücke dar. Im gleichen Atemzug verwies er auch darauf, dass er nicht alles, was in Russland passiere, gutheiße.

Eine differierende Russlandrezeption in Ost und West

Anhand der von Oktober 2016–Januar 2017 auf der Burg Hohenzollern gezeigten Ausstellung 300 Jahre Beziehungen Romanow & Hohenzollern unterstrich Platzeck die jahrhundertlange tiefe Verbundenheit von Deutschen und Russen. Seiner Meinung nach seien europäische Kunst und Kultur nicht möglich gewesen ohne den mannigfaltigen Einfluss aus dem Osten. Des Weiteren führte er dem Auditorium vor Augen, dass bei uns die Wahrnehmungen Russlands differieren: Auf der einen Seite verklären wir Russland, sprechen von der sogenannten russischen Seele und Spiritualität, auf der anderen Seite assoziieren wir mit Russland – Kälte, Sibirien, das Barbarische, wo das Individuum nichts gilt. Auch in Ost- und Westdeutschland gibt es eine sich unterscheidende Russlandrezeption, oft verstünden die Westdeutschen nicht, weshalb die Ostdeutschen Sympathien für Russland hegten, obwohl sie 40 Jahre lang unter sowjetischer Besatzung leben mussten.

Matthias Platzeck, Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums e.V.
Matthias Platzeck, Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums e.V.

Russland ist anders, Deutschland auch

Matthias Platzeck unternahm den nicht einfachen Versuch zu erklären, warum Präsident Wladimir Putin unter seinen Landleuten enormen Rückhalt und Unterstützung findet, was manchen Europäer verwundern mag. Dabei erinnerte der Redner an die 90er Jahre, an den Zerfall der Sowjetunion, der nach seinen Worten einen wilden ungezügelten Kapitalismus in Russland hervorbrachte, in dessen Folge einige Wenige sehr reich wurden, die man heute die Oligarchen nennt. Erst als Putin Jelzin als Präsident ablöste, gab es in Russland eine wirkliche Chance für die Wiederherstellung einer sicheren und stabilen Staatlichkeit. Für die Russen bedeute Wladimir Putin Sicherheit und Stabilität, so Platzeck. Und so passten unsere westeuropäischen Maßstäbe nicht immer, setzte Platzeck sein Russland-Plädoyer fort, wofür es zustimmenden Applaus gab. Nach Meinung Platzecks seien folgende 5 Aspekte zu bedenken, wenn man über die heutigen Beziehungen zwischen Europa und Russland diskutiere: Der zuerst zu nennende Aspekt sei unser Triumphalismus, denn nach der Wiedervereinigung hätten wir zu sehr die Wir-haben-gewonnen-Mentalität herausgekehrt und Russland dabei an den Rand gedrängt. Des Weiteren gebe es strukturelle Fehler in der Vermittlung unseres Wertsystems, zu oft belehrten wir mit erhobenem Zeigefinger, führt Platzeck weiter aus. Auch in unserer Gedenk- bzw. Erinnerungsmatrix sollten wir sensibler werden. Während es z.B. aus Anlass des 70. Jahrestages zur Landung alliierter Streitkräfte in der Normandie offizielle Feierlichkeiten gab, wurde des 75. Jahrestages des Überfalls Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion nicht gedacht, auch nicht seitens der Bundesregierung. Das werde auch in Russland wahrgenommen, so Platzeck. Die Aspekte vier und fünf betrafen die Ukraine-Krise und die Sanktionen. Laut Platzeck könnten sie nicht bewertet werden, ohne die Vorgeschichte zu bewerten. Hierbei seien gravierende Fehler unterlaufen und auch er habe keine Lösung für die gegenwärtige Situation parat.

Abschließend bezog Matthias Platzeck sich auf Wladimir Putins Rede vor dem Bundestag im Jahr 2001, als dieser einen Platz für sein Land in der europäischen Sicherheitsarchitektur auf gleicher Augenhöhe einforderte. Zudem riet Matthias Platzeck zu einem Blick in die Geschichtsbücher. – Lang anhaltender und anerkennender Beifall dafür in der Magdeburger Johanniskirche.

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Russlands Identitätssuche bereits abgeschlossen?

In der sich anschließenden Diskussion zeigte sich, dass die Teilnehmer persönlich wie beruflich in unterschiedlichen Bereichen mit Russland in Berührung kommen. Während Politiker und Geschäftsleute wie Platzeck und Olbricht zum Beweis oder zum Widerlegen der einen oder anderen These aktuelle Zahlen aus der Wirtschaft parat haben, beruft sich die Kulturwissenschaftlerin Goes auf Dostojewski, Gogol, Leibniz und Peter I.. Die in Russland arbeitenden Medienvertreter Palzer und Großheim bereicherten die Diskussion mit persönlichen Erlebnissen vor Ort. Somit wurde eine Vielfalt von Aspekten ins Spiel gebracht.

Laut Platzeck war Russland erst in der kommunistischen Klammer und finde sich jetzt wieder in der Klammer der russisch-orthodoxen Kirche. Dem widersprach Prof. Goes. Sie meinte, Russlands Identitätsfindung sei noch nicht abgeschlossen.

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Sanktionen und Gegensanktionen- wer leidet darunter?

Von Kerstin Palzer nach den gegenwärtigen Beziehungen zwischen Sachsen-Anhalt und Russland befragt, antwortete IHK-Präsident Olbricht kurz: „Es könnte besser laufen.“ Seiner Ansicht nach würden nur die einfachen Leute in Russland darunter leiden. Und man solle sich bewusst machen, dass es für Russland auf der Welt noch andere Handelspartner gebe, nicht nur Europa., führte der IHK-Präsident weiter aus. Trotz des zurzeit rauen Klimas zwischen Europa und Russland halte man in Magdeburg an der Fortsetzung guter Kontakte nach Samara und Togliatti fest, so Olbricht. Der ehemalige ARD-Korrespondent in Moskau Großheim hielt nach eigenen Beobachtungen dagegen, dass die einfachen Menschen weniger von den Sanktionen, jedoch mehr von den Gegensanktionen betroffen seien, da u.a. das Angebot an Käse, Obst und Gemüse sich verringerte und demzufolge eine Preissteigerung nach sich zog. Laut Großheim würden die Begriffe Sanktionen und Gegensanktionen oft von deutschen Medien in einem Atemzug genannt.

Allerdings trat während der Diskussion klar zutage, dass die derzeitige durch Sanktionen und Gegensanktionen ausgelöste schwierige Situation für Russland eine Chance in sich birgt, die auch bereits zum Teil genutzt wird. Konkret gesagt, momentan erfährt die Landwirtschaft in Russland einen Aufschwung und Investitionen, Das Land nutzt eigene Ressourcen. Und wer weiß, ob bei Aufhebung von Sanktionen und Gegensanktionen die Handelsbeziehungen so weiter geführt werden können wie vorher?

Auch das Thema einer möglichen teilweisen Visafreiheit u.a. für den Studentenaustausch kam zur Sprache. Visafreiheit in verschiedenen Bereichen entkrampfe vieles, darin waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig.

Fazit des Abends: Viele Probleme in den zurzeit schwierigen Beziehungen zwischen Europa und Russland wurden konkret angesprochen, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Zahlreiche Erklärungsversuche abgegeben und anhand von Beispielen aus dem Leben illustriert, jedoch keine konkrete Lösung angeboten, außer den Appell an alle, Russland nicht außen vor zu lassen, sondern über Kontakte aller Art, miteinander zu reden und die Verbindungen zu halten. Denn Deutschland und ganz Europa brauchen Russland, um den künftigen Frieden zu gewährleisten.

Einladung zum KATHARINA-FORUM 2017

Deutsch-Russischer Wirtschaftsdialog des Landes Sachsen-Anhalt in Zerbst/Anhalt – Heimatstadt Katharinas der Großen vom 31.05. bis 01.06.2017

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 Zerbst, den 24.Februar 2017

 

Die ungewöhnliche Reise einer Katharina-Statue: Moskau- Jerewan- Moskau

Die ungewöhnliche Reise einer Katharina-Statue: Moskau- Jerewan- Moskau

Annegret Mainzer, Zerbst

Am 06. November 1896 stellten die Moskauer eine aus Carrara- Marmor angefertigte Statue der Zarin Katharina II., einer geborenen Prinzessin von Anhalt-Zerbst, in der Großen Halle der Moskauer Stadt- Duma, d.h. des Moskauer Stadtparlaments auf. Dies geschah in Anwesenheit der Mitglieder der kaiserlichen Familie Russlands. Einen adäquaten Beschluss zur Aufstellung der Zarin-Statue hatte das Moskauer Stadtparlament schon ein Jahr zuvor gefasst. Geschaffen wurde die Statue vom bekannten russischen Bildhauer Alexander Michailowitsch Opekuschin (1838-1923), der auch am Petersburger Denkmal für Zarin Katharina II. mitgearbeitet hatte.

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Nach 1917 brachte man die Statue ins Depot des Museums der Schönen Künste. Die neuen Machthaber Russlands beabsichtigten, den „kaiserlichen“ Marmor für die Anfertigung von ca. hundert neuen Büsten führender Kommunisten zu nutzen.

Später gelangte die Statue ins Atelier des Bildhauers Sergei Dimitrijewitsch Merkurow (1881-1952). Dieser wiederum fürchtete um die Sicherheit der Statue und sorgte deshalb dafür, dass sie Anfang der 50-er Jahre nach Jerewan, der Hauptstadt Armeniens, überführt werden konnte. Merkurow hatte sie seinem Freund Mark Wladimirowitsch Grigorjan (1900- 1978), seinerzeit Stadtarchitekt von Jerewan, übergeben. In Jerewan „schlummerte“ die Statue auf dem Hof des armenischen Nationalmuseums.

Im Jahr 2003 hatte die armenische Regierung beschlossen, die restaurierte Statue Katharinas II. Russland, d.h. nach Moskau zurückzugeben. Die Statue wiegt ohne Sockel 4,2 t und ist 2,85 m hoch.

Anfang 2006 war in der russischen Presse zu lesen, dass die aus Armenien zurückgekehrte Statue Katharinas II. auf dem Territorium des musealen Naturreservats Zarizyno aufgestellt werden soll. Kurz zuvor war die Statue im würdigen Rahmen im Großen Saal der Moskauer Tretjakow- Galerie von Armen Sambatjatin, dem Botschafter Armeniens in Russland, an Juri Luschkow, den damaligen Oberbürgermeister Moskaus, übergeben worden.

Das ist für uns alle ein freudiges Ereignis. Wir bekommen eine Skulptur eines unserer führendsten Bildhauer  Alexander Opekuschin zurück“, so seinerzeit Juri Luschkow, der noch darauf verwies, dass die Statue noch einige Zeit in der Tretjakow- Galerie verbleiben müsse, bevor sie im damals noch nicht fertiggestellten Palais von Zarizyno aufgestellt werde. Zarizyno war auch einst auf Anregung Katharinas II. errichtet worden. „Wir werden Katharina dann im zentralen Saal aufstellen, den wir Katharina- Saal nennen werden.“, so Luschkow.

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Zarizyno befindet sich südöstlich von Moskau. Im 16. Jahrhundert war dieser Ort noch ein Dorf mit dem Namen Bogorodskoje. Besitzerin dieses Dorfes war Zarin Irina Godunowa, Gattin von Zar Fjodor Iwanowitsch. Im Jahr 1712 schenkte Zar Peter I. den Flecken Bogorodskoje dem moldauischen Fürsten D. Kantemir. Bogorodskoje wurde 1775 von Zarin Katharina II. aufgekauft und von nun an Zarizyno genannt. Am Bau des Großen Palastes waren die Architekten Wassili Iwanowitsch Baschenow (1737-1788) und Matwei Fjodorowitsch Kasakow (1738- 1812)beteiligt. Mit dem Tod Katharinas II. wurden weitere Bautätigkeiten im Zarizyno eingestellt und ruhten bis zum Jahre 1803.

Im Jahr 2007 konnte die Restaurierung des Schloss- und Parkensembles Zarizyno abgeschlossen werden.

Alexander Michailowitsch Opekuschin (1838- 1923)

Der aus dem Gouvernement Jaroslawl stammende Bildhauer Alexander Michailowitsch Opekuschin erhielt seine künstlerisch-handwerklichen Unterweisungen in der Petersburger Werkstatt von Professor David Iwanowitsch Jensen (1816-1902). Anschließend besuchte Opekuschin die Kaiserliche Akademie der Künste, wo er für seine Arbeiten, zu denen auch die Skulptur Amor und Psyche gehörte, verschiedene Auszeichnungen bekam. Für die Anfertigung einer Büste des Grafen Schuwalow und seine Mitarbeit am Petersburger Denkmal für Katharina II. wurde Opekuschin in die Meisterklasse der Akademie aufgenommen. Der Titel Akademiker wurde ihm für die Anfertigung der Büste des Zarejewitsches Nikolai Alexandrowitsch und der Statue Peters I. zuerkannt. In den ersten Jahren seines Wirkens war Opekuschin vorrangig mit ornamentalen Stuckarbeiten in und an Petersburger Gebäuden befasst und zählte zu den engsten und wichtigsten Mitarbeitern des Bildhauers und Malers Michail Ossipowitsch Mikeschin (1835-1896), dem Schöpfer des Denkmals für Katharina die Große in St. Petersburg. Im Jahr 1882 präsentierte Opekuschin auf der Allrussischen Industrieausstellung gemeinsam mit Mikeschin und dem Architekten Dimitri Nikolajewitsch Tschitschagow (1835-1894) zwei Skulpturenensembles: Die Wolga und Das Erdöl. Weiterhin fertigte Opekuschin das Denkmal für Alexander II., das 1898 an der Südmauer des Moskauer Kremls aufgestellt wurde. Zu den Werken Opekuschins zählt ebenfalls das Denkmal für Alexander III., das man im Jahre 1912 neben der Christi-Erlöser-Kathedrale in Moskau eingeweiht hatte. Keines dieser zwei letzt genannten Denkmale ist erhalten geblieben. Denkmale, die ebenfalls von Opekuschin stammen, sind u.a. das Puschkin-Denkmal in Moskau, aber auch die Puschkin- Denkmale in St. Petersburg sowie in Kischinjow und das Lermontow – Denkmal in Pjatigorsk.

Quellen:

1.Mehling, M.: Moskau.Knaurs Kulturführer. München, 1990

2. Хатчатуров, С.: Спасенную статую Екатерины II вернули Москве,

http://www.vremya.ru/2006/10/10/143733.html 27.01.2006

3. Catherine the Great’s Statue returns to Moscow from Yerewan

http://www.pravdareport.com/news/science/08-10-2003/52993-0/ 09.11.2003

4.Katharina die Grosse wieder in Moskau, http://russlandonline.ru/mainmore 09.11.2003

5.Памятник Екатерине II, возвращенный Москве Арменией, будет установлен в Царицынo

http://monarhist-spb.narod.ru/Archives_news/2006/01-2006/23-01-2006-1.htm 26.01.2007

6.Опекушин, Александр Михайлович,

http://hrono.ru/biograf/bio_o/opekushin_am.php 11.04.2007

7.Российское монархическое движение. Информационный бюллетень №35, февраль 2006, стр. 15

8.http://www.museum.ru/N25145 27.10.2016

9.http://encspb.ru/object/2804030509?lc=ru 26.10.2016

10.https://rg.ru/2006/01/24/ekaterina.html 27.10.2016

Zerbst, den 16.November 2016

Восстановление родового замка росcийской императрицы в Цербсте продолжается

Восстановление родового замка росcийской императрицы в Цербсте продолжается

Аннегрет Майнцр, Цербст

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Хорошие новости из города Цербст/ Ангальт. Восстановление родового замка российской императрицы Екатерины Великой продолжается. Начался новый этап реконструкции Цербстского замка благодаря финансовой поддержке со стороны правительства федеральной земли Саксония-Ангальт.

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Короткий взгляд на историю замка

В последние месяцы Второй Мировой войны ряд городов, находящихся на территории нынешней восточной Германии, был разрушен бессмыленными бомбёжками. К ним относились, напр., города Магдебург, Дрезден, Хальберштадт и Потсдам. Самым последним городом, на который сбросили бомбы, являлся маленький город Цербст в Ангальте.

Вследствие бомбардировок 16 апреля 1945 г. город Цербст был разрушен на 85 %, в том числе и замок., построенный в стиле барокко, где императрица Екатерина II провела своё отрочество. В Цербстском замке насчитали 46 воронок от бомб.

В послевоенные годы главный корпус и западный флигель замка были снесены. Официального обоснования сноса замка не последовало. Чудом сохранились руины восточного флигеля замка. Они в социалистические времена влачили жалкое существование.

После объединения Германии, городу Цербст/ Ангальт пришлось решать имущественные вопросы. Этот процесс занял долгое время и заморозил появление возможных инвестиций до начала 2000.ых годов. Замок продолжал разрушаться. Буквально в последнюю минуту, 7 марта 2003 г., нашлись решительные жители города, которые осноали некоммерческое зарегистрированное общество „Замок Цербст“. Его главными целями являются сохранение ныне существующих руин восточного флигеля замка и восстановление его внешнего фасада. С другими целями общества можно ознакомиться на следующем веб-сайте:

http://www.schloss-zerbst-ev.de/html/start_r.htm

Возвращаемся в наше время

С 2005 г. по инициативе членов общества „Замок Цербст“ было проведено восемь строительных мероприятий, вследствие которых были восстановлены бывшие княжеские апартаменты и другие помещения в замке, которые в наши дни используются для проведения выставок, концертов и других культурных мероприятий.

Торжественное открытие нового этапа реконструкции замка

27 июня с.г. состоялось торжественное открытие нового этапа восстановления и реконструкции восточного флигеля Цербстского замка. На открытии присутствовали почётные гости из Магдебурга и Берлина.

Андреас Диттманн, мэр города Цербст/ Ангальт, и Дирк Херрманн, председатель общества “ Замок Цербст“, приветствовали Томаса Вебеля, министра транспорта федеральной земли Саксония-Ангальт. Приехали также Вадим Данилин, советник-посланник посольства РФ в Берлине, и Андрей Дзагоев, сотрудник Русского Дома науки и культуры в Берлине.

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Министр Томас Вебель в своем приветствии отметил, что энтузиазм членов общества „Замок Цербст“ несомнено играет большую роль в процессе восстановления замка, но оно также нуждается в деньгах. И он с гордостью сообщил о финансовой поддержке текущих строительных работ со стороны правительства земли Саксония-Ангальт в размере 225 000 евро.

министр Томас Вебель
министр Томас Вебель

Дирк Херрманн в своем докладе разъяснил, в чем заключается конечная цель нового строительного мероприятия. В их результате появятся новые выставочные залы на верхнем этаже замка, где в 2018/19 гг. планируется новая немецко-русская выставка. Недавно члены правления общества „Замок Цербст“ посетили город-побратимы Пушкин/ Ст. Петербург, где провели переговоры с Ольгой таратыновой, дирктором ГМЗ „Царское Село“, об этом совместном проекте.

Ключевая роль восстановления Цербстского замка в укреплении Связей между Германией и Россией

Советник-посланник Вадим Данилин упоянул русскую пословицу >Не имей 100 рублей, а имей 100 друзей.< В связи с этим он пожелал всем друзьям Цербстского замка найти партнеров и помощников в достижении поставленных целей.

Вадим Данилин
Вадим Данилин

Ссылаясь на нынешние непростые политические отношения между западной Европой и Россией,он подчеркнул, что восстановление Цербстского замка играет ключевую роль в улучшении и укреплении дружеских связей между русскими и немцами. Об этом нельзя забывать.!

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Цербст, 30 июня 2016 г.  Аннгрет Майнцер

Der 71. Tag des Sieges in Dresden – S Prasdnikom

Der 71. Tag des Sieges in Dresden – S Prasdnikom

von Annegret Mainzer, Zerbst

Alljährlich am 9. Mai wird in Russland der Tag des Sieges über den Hitlerfaschismus begangen. Traditionell finden auf dem Roten Platz in Moskau eine große Militärparade statt sowie allerorts Ehrungen der Veteranen des Großen Vaterländischen Krieges, wie der 2. Weltkrieg in russischer Geschichtsschreibung benannt wird, statt. Aber auch diejenigen, die als Kinder die vom 8 September 1941 bis zum 27. Januar 1944 andauernde Blockade des damaligen Leningrad überlebt haben, die sogenannten Blockadekinder, werden geehrt. Nur zur Erinnerung: Die Blockade von Leningrad hatte infolge von Bombenangriffen, Hunger und Unterernährung unter den Zivilisten mehr als 100 000 Todesopfer gefordert.

Auch für die im Ausland lebenden Russen und Deutschen aus Russland ist der 9. Mai jeden Jahres ein besonderer Tag: Es ist ein Tag, an dem sie sowohl ihrer gefallenen Familienmitglieder gedenken wie auch berechtigterweise ihren Stolz darauf, über das menschenverachtende Naziregime in Deutschland gesiegt zu haben.

Am 7. Mai diesen Jahres wurde in Dresden eine derartige Veranstaltung der besonderen Art organisiert. Das in der sächsischen Hauptstadt agierende Deutsch- Russische Kulturinstitut e.V. hatte zum Konzert von jungen Musikschülern unter dem Motto „Musik verbindet“ in das dortige Kulturrathaus geladen.

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Schüler des Rimskij-Korsakov- Konservatoriums St. Petersburg und des Sächsischen Landesgymnasiums für Musik musizierten gemeinsam für die Veteranen des 2. Weltkrieges. Mit finanzieller Unterstützung verschiedener sächsischer Institutionen konnten dieses deutsch- russische Musikprojekt realisiert werden, so Dr. Wolfgang Schälike, Vorsitzender des Deutsch-Russischen Kulturinstituts e.V. in Dresden. Seit Januar diesen Jahres probten die Musikschüler einzeln in Dresden und in St. Petersburg, vom 4.- 7. Mai hatten sie Gelegenheit zusammen in Dresden zu proben. Und das junge Deutsche und Russen friedlich zusammen musizieren – auch in Zeiten, in denen die offiziellen Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Russland täglich neu auf dem Prüfstein stehen – ist ein gutes Zeichen, so der Tenor der Grußworte des Abends.

Das Resultat konnte sich hören lassen. Als Duo oder Trios bzw. Quartett ließen die Mädchen und Jungen von Elbe und Newa Musik verschiedener europäischer Komponisten wie Schumann, Tschaikowskij, Schubert, Grieg, Mozart und Rachmaninow an Klavier, Geige, Cello, Oboe und Waldhorn erklingen. Die jungen Musiker zeigten eine respektable Professionalität und ihnen war keineswegs anzumerken, dass diesem Konzert nur drei Tage gemeinsames Proben vorausgegangen waren.

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Das Publikum des gut besuchten Konzertes dankte den jungen Musikanten mit lang anhaltendem Beifall, vor allem nachdem auch solche Melodien wie Zhuravli (Kraniche) von Jan Frenkel und Smugljanka (Dunkles Mädchen) von Anatolij Nowikow und Jakow Schwedow erklangen- Melodien, die unmittelbar Assoziationen über den 2. Weltkrieg aufkommen lassen. Übrigens das Lied Smugljanka, geschrieben 1940, erreichte bei einem 2015 durchgeführten Ranking zu den beliebtesten Liedern der Russen Platz 24.

Die Überraschung des Abends war ein Grußwort von Anton Ermakov, dem 3. Sekretär des Generalkonsulats der Russischen Förderation in Leipzig, der im Namen der russischen Regierung den anwesenden Veteranen zu den Maifeiertagen gratulierte und ihnen für ihren Einsatz in den damaligen schweren Zeiten dankte, Gleichzeitig überreichte man den Veteranen nebst Blumen auch Briefe aus dem Kreml in Moskau.

S Prasdnikom (С праздником)– war an diesem Abend im Dresdener Kulturrathaus vielmals zu hören – sowohl bei der Begrüßung wie auch bei der Verabschiedung. C prasdnikom- und das mit Recht.

Annegret Mainzer im Gespräch mit Anton Ermakov, Vertreter des Russischen Generalkonsulats Leipzig
Annegret Mainzer im Gespräch mit Anton Ermakov, Vertreter des Russischen Generalkonsulats Leipzig

Zerbst, den 09. Mai 2016 Annegret Mainzer

Rückkehr eines Gemäldes von Lucas Cranach dem Jüngeren nach Zerbst/ Anhalt – Возвращение картины Лукаса Кранаха Младшего в Цербст/ Ангальт

Rückkehr eines Gemäldes von Lucas Cranach dem Jüngeren nach Zerbst/ Anhalt
Возвращение картины Лукаса Кранаха Младшего в

Цербст/ Ангальт

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Etwa um 1565 fertigte der namhafte aus Wittenberg stammende Maler Lucas Cranach der Jüngere (1515- 1586) das Gemälde „ Gnadenstuhl mit den Fürsten Joachim und Wolfgang von Anhalt“, das bis Mitte der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts seinen Platz in der Hof- und Stiftskirche St. Bartholomäi zu Zerbst/ Anhalt hatte. Im Herbst 2015 beging die Gemeinde von St. Bartholomäi 800 Jahre der Altarweihe.

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Около в 1565 г. родившийся в Виттенберге художник- живописец Лукас Кранах Младшийй (1515- 1586) создал картину «Святая Тройца с князьями Иоахим и Вольфганг Ангальтскими». До середины 50-х годов эта картина находилась в Цербстском придворном соборе Св. Варфоломея. Община Св. Варфоломея осенью 2015 г. отметила 800- летие освящение своего алтаря.

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In den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts kam das stark beschädigte Gemälde auf Anraten eines Cranach- Experten nach Halle in das dortige damalige Institut für Denkmalpflege, dem Vorläufer des heutigen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie (LDA). Dort wurde mit einer teilweisen Restaurierung begonnen.

В 50-х годах по совету экспертам эта серьезно поврежденная картина была перевезена в город Галле, в тогдашний Институт охраны памятников истории и культуры, где началась частичная реставрация.

Dann folgte eine Zeit der Stagnation. Die Restaurierungsarbeiten am Cranach- Gemälde aus Zerbst kamen zum Stillstand, da einerseits die Kirchengemeinde St. Bartholomäi nicht „drängelte“ und andererseits die Restauratoren in Halle infolge der Zerstörung durch die Bombardements im Zweiten Weltkrieg eine Vielzahl von Kunstwerken zu restaurieren hatten.

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Затем последовал период стагнации. Восстановление картины Кранаха из Цербста остановилось, потому что, с одной стороны община Св. Варфоломея не „затолкала“, а с другой стороны, реставраторы в Галле вследствие разрушений, вызванных бомбардировками во время Второй мировой войны должны были реставрировать большое количество произведений искусства.

Schlussendlich wurde die Restaurierung des Zerbster Cranach- Gemäldes im Jahr 2015 vollendet, im Jahr des 500. Geburtstages von seinem Schöpfer Lucas Cranach dem Jüngeren. Am 14. Dezember 2015 erfolgte in der Hof- und Stiftskirche St. Bartholomäi zu Zerbst/ Anhalt öffentlich die feierliche Präsentation und Rückkehr des Gemäldes „ Gnadenstuhl mit den Fürsten Joachim und Wolfgang von Anhalt“. Diesem festlichen Akt wohnten bei Stephan Dorgerloh (SPD), Kultusminister des Landes Sachsen- Anhalt, der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann, der Landtagsabgeordnete Dietmar Krause (CDU) sowie Vertreter der evangelischen Kirche in Anhalt.

Kultusminister Stephan Dorgerloh
Kultusminister Stephan Dorgerloh

В конце концов реставрация Цербстской картины Кранаха была завершена в 2015 г., когда отметят 500-летие со дня рождения Лукаса кранаха Младшего. 14 декабря 2015 г. состоялась публичная торжественная презентация реставрированной картины « Святая Тройца с князьями Иоахим и Вольфганг Ангальтскими» в придворном соборе Св. Варфоломея в Цербсте/ Ангальт. В этом торжестве приняли участие Стефан Доргерло (СДПГ), министр по вопросам культуры в федеральной земле Саксонии- Ангальт. Среди гостей были также Андреас Диттманн, мэр г. Цербст/ Ангальт, Дитмар Краузе (ХДС), депутат парламента Саксонии- Ангальт и деятели и члены евангелической церкви в Ангальте.

Bürgermeister Andreas Dittmann
Bürgermeister Andreas Dittmann
Albrecht Lindemann, Pfarrer zu St. Bartholomäi in Zerbst/ Anhalt
Albrecht Lindemann, Pfarrer zu St. Bartholomäi in Zerbst/ Anhalt                

 

Kreisoberpfarrer Jürgen Tobies
Kreisoberpfarrer Jürgen Tobies

Über die Historie der Restaurierungsarbeiten und die damit verbundenen Schwierigkeiten informierten sehr detailliert Frau Dr. Karoline Danz vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäolgie in Halle und die Restauratorin Grit Jemrich. Letztere berichtete von den verschiedenen Übermalungen, so auch davon, dass 1853 der Hofmaler Heinrich Beck (1788- 1875) das Bild veränderte.

Dr. Karoline Danz. Denkmalpflegerin
Dr. Karoline Danz. Denkmalpflegerin

Об истории реставрационных работ и о связанных с этими проблемах рассказывали очень подробно Др. Каролине Данц, сотрудник Института охраны памятников истории и культуры в г. Галле и Грит Емрих, которая реставрировала эту картину. Грит Емрих рассказала также о том, что эта картина была закрашена, напр. в 1853 г. придворный художник Генрих Бек (1788- 1875) изменил её.

Restauratorin Grit Jemrich
Restauratorin Grit Jemrich

In seinem Grußwort betonte Kultusminister Dorgerloh, dass Wittenberg Cranachstadt sei und Anhalt – Cranachland. Ihn begeistert sehr, dass das Zerbster Cranach- Gemälde die verschiedenen Schichten, die verschiedenen Zeiten zeige und vor allem, wo gemalt und kräftig eingegriffen wurde. „ Cranach malte die Reformation“, so der Kultusminister.

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В своей вступительной речи министр подчеркнул, что город Виттенберг является городом Кранаха, а Ангальт является регионом Кранаха. Для него очень интересно, что картина Кранаха из Цербста показывает различные слои и различные времена. По его мнению можно чувствовать, где было что-то изменено. «Кранах изображал Реформацию», говорил министр.

Alle weiteren Redner betonten ebenfalls die Bedeutung des restaurierten Gemäldes für die Gemeinde von St. Bartholomäi, so verwies Kreisoberpfarrer Jürgen Tobies, dass das Cranach- Gemälde ein Bild gelebten Glaubens in Zeiten von Religionskriegen darstelle. Bürgermeister Andreas Dittmann forderte eine Rückbesinnugn auf die eigene Geschichte, um verantwortungsbewusster für das Morgen zu handeln.

Die Restaurierung des Cranach- Gemäldes wurde dank einer Finanzierung durch das Land Sachsen- Anhalt und durch weitere Sponsoren ermöglicht.

Все другие выступающие указали на значение реставрированной картины для общины Св. Варфоломея. По мнению пастора Юрген Тобис картина Кранаха является изображением живой веры во времена религиозных войн.

Реставрация картины Кранаха стало возможно благодаря финансовой поддержке со стороны федеральной земли Саксонии- Ангальт и других спонсоров.

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Muchelfriedhof- Kriegsgräberstätte in Zerbst/ Anhalt – Мухельное кладбище- военное кладбище в г. Цербст/ Ангальт

Muchelfriedhof- Kriegsgräberstätte in Zerbst/ Anhalt – Мухельное кладбище- военное кладбище в г. Цербст/ Ангальт

Im Fokus des vorliegenden Beitrages steht der bei Zerbst/ Anhalt, der Heimat der russischen Zarin Katharina II., gelegene Soldatenfriedhof, der auch Muchelfriedhof genannt wird. Angelegt wurde er zwischen 1916- 1920 und er diente als letzte Ruhestätte für Soldaten und Offiziere aus England, Frankreich, Belgien und Russland, die in den Jahren des 1. Weltkrieges im benachbarten Kriegsgefangenenlager verstarben.

В фокусе данной статьи находится расположенное недалеко от города Цербст/ Ангальт, являющегося родиной российской императрицы Екатерины II, военное кладбище, которое называется мухельное кладбище. Оно было создано в 1916 по 1920 гг. и служило последнему упокоению для солдат и офицеров из Англии, Франции. Бельгии и России, которые умерли в соседнем лагере для военнопленных.

Heutzutage sind hier vorwiegend Russen beigesetzt. Die Gebeine der verstorbenen Gefangenen anderer Nationalitäten wurden nach Kriegsende in ihre Heimatländer überführt. Die letzte Beisetzung fand hier im Jahr 1921 statt.

Ныне здесь находится прежде всего могилы русских военнопленных. После войны останки нерусских военнопленных были перевезены на родину. Последнее захоронение состоялось здесь в 1921 году.

Muchelfriedhof bei Zerbst/ Anhalt- мухельное кладбище у г. Цербст/ Ангальт
Muchelfriedhof bei Zerbst/ Anhalt- мухельное кладбище у г. Цербст/ Ангальт

Auf dem Territorium des einstigen Kriegsgefangenenlagers errichteten die russischen Gefangenen ein Denkmal aus Findlingssteinen, dessen oberer Abschluss ein gusseiserner Adler bildete. Heute ist dieser Adler verschwunden.

Denkmal für die Kriegsgefangenen- памятник военнопленным
Denkmal für die Kriegsgefangenen- памятник военнопленным

Um das Denkmal herum wurden acht große Feldsteine gelegt, die die Kriegsmächte symbolisierten. Der größte Feldstein stand für Russland und wurde an der Ostseite des Denkmals abgelegt. Am Denkmal waren vier Tafeln mit Inschriften in deutscher, englischer, französischer und russischer Sprache angebracht, die an die hier inhaftierten 12 809 Kriegsgefangenen erinnerten. Die Tafel mit der Inschrift auf Deutsch ist bis heute erhalten.

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На территроии бывшего лагеря русские военнопленные установили памятник из валунов. Над памятником раншье сидел чугунный орел, который скоро после войны исчез. Вокруг памятника положили восемь полевых камней, символизирующих вооруженные силы. Самый большой полевой камень был посвящен России и его положили у восточной стороны памятника. Памятник был также украшен четырьмя досками с надписями на немецком, английском, французском и русском языках. Эти доски напоминают о 12 809 военнопленных, живших в этом лагере. До сих пор сохранилась доска с намецкой надписью.

Wenn ein Gefangener verstarb, trugen seine engsten Freunde den Sarg. Chorgesang erklang am Grab. Eine Liste mit Namen von 80 verstorbenen russischen Kriegsgefangenen befindet sich im Zerbster Stadtarchiv.

Von russischen Kriegsgefangene angefertigte Gegenstände
Von russischen Kriegsgefangene angefertigte Gegenstände

Когда военнопленны умер, его лучшие друзья несли гроб и звучало хоровое пение. До сегодняшнего дня сохранился список 80 умерших русских военнопленных в Цербстском городском архиве.

Im Jahr 1918 wurde das Kriegsgefangenenlager aufgelöst. Auf dem Friedhof wurden zwei weitere Denkmale errichtet: Ein Denkmal für die gefallenen russischen Soldaten, ein anderes mit der Bezeichnung pro patria zum ewigen Gedenken an alle Gefallenen.

В 1918 г. этот лагерь для военнопденных был закрыт. На территории кладбища были установлены ещё два памятника: один памятник погибшим русским войнам и другой с названием про патриа, посвященный всем погибшим.

oberer Abschluss des Denkmals für gefallene russische Soldaten - верхняя часть памятника погибшим русским солдатам
oberer Abschluss des Denkmals für gefallene russische Soldaten – верхняя часть памятника погибшим русским солдатам

Gegen Ende des 2. Weltkrieges wurden bei Zerbst sieben kanadische Flieger abgeschossen. Zuerst wurden ihre sterblichen Überreste auf dem Muchelfriedhof beigesetzt, wovon einst sieben Holzkreuze zeugten. Später; allerdings ist unbekannt, in welchem Jahr, erfolgten Exhumierung und Überführung nach Kanada.

К концу Второй мировой войны семь канадских летчиков были сбиты недалеко от г. Цербста. Их останки покоились на мухельном кладбище. Об этом свидетельствовали семь деревянных крестов. Позже, но не известно , в каком году, их останки были перевезены в Канаду.

Am 16. April 1945 wurde die Stadt Zerbst durch Bombardements zu 85 % in Schutt und Asche gelegt. Dabei kamen 574 Menschen ums Leben, unter ihnen waren auch 24 unbekannte russische Kriegsgefangene, die zunächst auf dem Muchelfriedhof beigesetzt wurden. Später wurde ihnen zur Erinnerung ein Gedenkstein auf dem Zerbster Heidetorfriedhof aufgestellt.

Gedenkstein f[r unbekannte russische Kriegsgefangene- памятный камень для неизвестных русских военнопленных
Gedenkstein für unbekannte russische Kriegsgefangene- памятный камень для неизвестных русских военнопленных

16 апреля 1945 г. город Цербст был разрушен на 85 % вследствие бомбардировок. Погибли 574 человека, среди них свыше 20 неизвестных русских военнопленных. Их похоронили на мухельном кладбище. Позже был установлен памятный камень на другом городском кладбище, который напоминает о них.

Im Auftrag des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge begannen im Jahr 1993 deutsche Bundeswehrsoldaten damit, den inzwischen verwilderten Muchelfriedhof wieder herzurichten. It einem Gedenkgottesdienst am 14.09. 2005 wurde der neu gestaltete Muchelfriedhof feierlich eingeweiht.

По поручению Нардного союза Германии по уходу за военными захоронениями немецкие военнослужащие начали с восстановлением заросшего заброшенного мухельного кладбища. 14 сентября 2005 г. состоялось торжественное богослужение по поводу открытия восстановленного мухельного кладбища.

Die im Beitrag verwendeten Fotos wurden freundlicherweise von Axel Kulоt, Zerbst, zur Verfügung gestellt.
Фотографии, использованные в данной статье, были предоставлены г- ном Аксель Кулот, Цербст.

Quelle:
Werner, M.: Das Kriegsgefangenenlager Zerbst/ Anhalt (I. Weltkrieg), Zerbst, 2011

Jean Chapot: Die Geliebte aus Sankt Petersburg – eine Rezension

Jean Chapot: Die Geliebte aus Sankt Petersburg

Rezension

Im Jahr 1943, als in Europa noch Krieg herrschte, lernen sich die achtzehnjährige Anna Suworin, Tänzerin im Kirow- Ballett, und der aus dem Elsass stammende Franzose Peter Müller in Leningrad kennen und lieben.

 St. Petersburg, einst Leningard
St. Petersburg, einst Leningrad

Peter, der aus der Wehrmacht desertiert war, arbeitet in den Leningrader Kirow- Werken, wo auch Annas Balletttruppe auftritt. Er ist davon überzeugt, nach dem Sieg über das faschistische Deutschland Anna mit nach Paris an die dortige Oper nehmen zu können.

Paris
Paris

Annas und Peters Traum sollte nie in Erfüllung gehen. Anna verschwindet scheinbar spurlos im Gulag. Peter wird verhaftet, der Spionage angeklagt und nach Sibirien deportiert. Er darf erst 1946 in seine Heimat zurückkehren, jedoch ohne Anne, ohne seine Geliebte aus Sankt Petersburg.

Zu Beginn der Handlung des Romans Die Geliebte aus Sankt Petersburg reist die Hauptheldin, die bekannte Primaballerina Dora Kempf, nach St. Petersburg, um den letzten Wunsch ihres kurz zuvor verstorbenen Ehemannes Peter zu erfüllen, nämlich Anna Suworin, seine einstige Geliebte aus Sankt Petersburg, zu suchen.

im Taxi durch St. Petersburg
im Taxi durch St. Petersburg

Verständlicherweise führt Doras erster Weg sie ins Archiv des Kirow- Theaters, das heutige Mariinskij- Theater. Die Spurensuche dort allerdings erweist sich als ein Fehlschlag. Es scheint, als hätte Anna nie auf der Bühne des Kirow getanzt.
Dora wird aber von einem pensionierten Theaterkritiker namens Wladimir angesprochen, da er glaubt in Dora die Tochter von Anna zu erkennen. Dora, die von Peter um ihre erstaunliche Ähnlichkeit mit Anna weiß, offenbart Wladimir den wahren Zweck ihres Aufenthaltes in St. Petersburg.
Von Wladimir, Peters einstigem Freund, erfährt Dora auch von dem Offizier Alexander Kolomiak, der sich in den Kriegsjahren ebenfalls um Anna bemüht hat, sozusagen ein Rivale von Peter war. Kolomiak ist bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1991 ein hochrangiger General des KGB gewesen. Jeder, den Dora nach Kolomiak fragt, reagiert äußerst ängstlich, ja fast panisch und rät ihr davon ab, sich mit dem immer noch einflussreichen General anzulegen.

Newski- Prospekt in St. Petersburg
Newski- Prospekt in St. Petersburg

Auf mysteriöse Weise kommen im Laufe von Doras Nachforschungen in St. Petersburg einige Menschen wie Wladimir und die junge Archivarin Sonja ums Leben, vermutlich weil sie Dora bei ihrer Suche nach Anna helfen wollten. Hat der einstige KGB- General Kolomiak seine Hände dabei im Spiel?
Während eines Treffens mit Kolomiak versichert dieser Dora gegenüber, dass Anna tot sei. Doch andere Indizien z.B. ein Gespräch mit der Enkelin einer einstigen Kollegin von Anna lassen Dora gegenteilige Schlüsse ziehen.
Welches perfide Spiel treibt General Kolomiak mit Dora, als er sie auch zum Grab von Anna führt? Und welche Rolle spielen bei der Suche nach Peters einstigen Geliebten aus Sankt Petersburg die Sonne und das weltbekannte Denkmal Der Eherne Reiter, das am Ufer der Newa steht.

der eherne Reiter
der eherne Reiter

Des Weiteren stößt Dora auf den Hinweis, dass Anna und Peter einen gemeinsamen Sohn haben, bestärkt sie darin, troz aller Gefahren hartnäckig und zielstrebig ihre Nachforschungen fortzusetzen.

Jean Chapot entführt in seinem Roman Die Geliebte aus Sankt Petersburg die Leser in verschiedene Welten. Die Leser lernen die Zeit der Stalinschen Säuberungen in der Sowjetunion, die Welt der scheinbar unbegrenzten Macht der Geheimdienste sowie die Atmosphäre in Künstler- und Diplomatenkreisen kennen.

Den Roman Die Geliebte aus Sankt Petersburg zu lesen, ist sehr spannend, da die Leser meist auf dem gleichen Kenntnisstand wie die Hauptheldin Dora Kempf haben. Nur manchmal, in scheinbarw wenigen Nebensätzen, können die Leser erahnen, woher die Gefahren für Dora und ihre Mitstreiter bei ihrer stellenweise abenteuerlichen Suche nach Anna drohen.
Erst gegen Ende des Romans, als das Geheimnis um Anna und ihren Sohn step by step gelüftet wird, wird den Lesern das Vorhersehen von Ereignissen etwas erleichtert.

Der Roman Die Geliebte aus Sankt Petersburg ist aufgrund seiner sehr lebendig gestalteten Dialoge an keiner Stelle langatmig. Man möchte den Roman nicht für lange Zeit aus den Händen legen, denn Annas und Doras Schicksale haben eine fesselnde Wirkung, sind besser als jedwedes moderne Historytainment im deutschen Fernsehen.
Zudem zeigt Jean Chapot in seinem Roman Die Geliebte aus Sankt Petersburg, für den er mit dem Prix des Romancières ausgezeichnet wurde, wie nachhaltig sich jahrzehntelanges Schüren von angst durch Diktaturen auf das Verhalten der Menschen auswirken kann. Im Roman Die Geliebte aus Sankt Petersburg tritt augenfällig der untrennbare Zusammenhang von Geheimdienstarbeit, Diplomatie und Politik zutage- unglaublich und faszinierend zugleich. Fontane würde sagen: „ Ein weites Feld.“

Mit jeder neuen Spur, die Dora von Anna findet, wächst auch bei den Lesern stetig der Wunsch, endlich zu erfahren, wie und von wem in den leidvollen Jahren 1943/44 die Weichen für Annas und Peters weiteres Leben gestellt wurden. Da ich potenzielle Leser des Romans Die Geliebte aus Sankt Petersburg nicht dieses spannungsgeladenen Vergnügens berauben möchte, verzichte ich an dieser Stelle auf den Spoiler.

Die Geliebte aus Sankt Petersburg– ein Roman, in dem ebenfalls unterschiedliche Frauentypen skizziert werden. Die moderne selbstbewusste und nicht einzuschüchternde Dora Kempf, die geduldig alles Leid ertragende und doch ungebrochene Anna, die einst gefeierte Ballerina Olga, die stets versucht von den jeweiligen Umständen zu profitieren und deren mutige Enkelin Vera, ein Kind unserer Tage.

http://www.stadtbibliothek-zerbst.de/

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