Zum 291. Geburtstag von Zarin Katharina II. aus dem Hause Anhalt-Zerbst
Denkmale für eine deutsche Zarin
Annegret Mainzer, Zerbst
Am 02. Mai vor 291 Jahren (lt. Gregorianischem Kalender) erblickte Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst im einstigen preußischen Garnisonsstädtchen Stettin (heute: Szczecin/Polen) das Licht der Welt.
In den Grundschulen unserer Einheitsgemeinde Zerbst/Anhalt lernt heutzutage jedes Kind, dass Prinzessin Sophie im Jahr 1744 ins Russische Reich reiste, um im Jahr darauf den russischen Thronfolger zu heiraten.
Jede/r der an dem Arrangement dieser Ehe Beteiligten versprach sich ihrer/seinerzeit davon politische, dynastische und persönliche Vorteile: Preußenkönig Friedrich II. strebte größere Einflussnahme auf das politische Geschehen am Zarenhof an, Zarin Elisabeth Petrowna erwartete von der jungen Prinzessin Sophie zahlreiche Nachkommen, um die Dynastie der Romanows auf lange Zeit in Russland zu sichern und Fürstin Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst, die Brautmutter, sah ihre Chance, aus dem provinziellen Leben in Stettin und Zerbst auszubrechen, um in der internationalen Politik mitmischen zu können, was ihr aber letztendlich misslang. Jedoch hatte niemand mit dem eigenen Willen, mit den persönlichen Zielvorstellungen von Prinzessin Sophie gerechnet. So kam es anders als gedacht.
Von der Zerbster Prinzessin Sophie zur Zarin Katharina II.
Gestählt durch die harte Schule der Intrigen, Machtspiele und Demütigungen am Zarenhof, die Prinzessin Sophie, nunmehr Großfürstin Katharina Alexejewna, 18 Jahre lang zu erdulden hatte, und mithilfe der Truppen der Grafen Orlow konnte sie im Jahre 1762 den russischen Thron besteigen und sich in der Himmelfahrtskirche im Moskauer Kreml zur Zarin Katharina II. krönen lassen.
Peter I. und Katharina II. – Leuchttürme der russischen Geschichte
Bereits kurze Zeit danach begann Katharina II. ihr lange Zeit im Voraus geplantes Reformwerk in die Tat umzusetzen. So wurden besser handhabbare Verwaltungsstrukturen geschaffen, ein staatliches Schule- und Gesundheitswesen eingerichtet, zahlreiche neue Städte entstanden nach westeuropäischem Vorbild, das Unternehmertum wurde gefördert. Mit ihren Reformen setzte Katharina II. das fort, was ihr Vorbild Zar Peter I. (1672-1725) vor ihr begonnen hatte.
Zar Peter I. und Zarin Katharina II. waren und sind die zwei Leuchttürme der russischen Geschichte, die auch von der sowjetischen Historiografie nicht totgeschwiegen werden konnten. Die Reformen Katharinas II., die nahezu alle Sphären des gesellschaftlichen Lebens berührten, haben Russland bis heute geprägt, sodass die Russen ihre Regierungszeit das Goldene Zeitalter nennen.
Dass Zarin Katharina II. als historische Persönlichkeit die Russen, insbesondere die Historiker und Künstler auch in unseren Tagen beschäftigt, davon zeugte 2019 die Ausstrahlung des Mehrteilers Katharina- der Aufstieg mit Marina Alexandrowa in der Hauptrolle im Fernsehkanal Rossija-1.
Katharina II. als mehrfache Stadtgründerin
In vielen Städten des einstigen Russischen Reiches gilt Zarin Katharina II. als Stadtgründerin. Unter ihr erhielten zahlreiche bis dato wenig entwickelte Landstriche eine Infrastruktur, die ein wirtschaftliches Aufblühen dieser Regionen ermöglichte. Der Bau von Kirchen, gleich ob orthodoxe oder lutherische wurde oft von Katharina II. bezuschusst. So entwickelte sich mit der Zeit unter den Einwohnern dieser neu gebauten Städte eine gewisse Dankbarkeit gegenüber Katharina II., die sich darin äußerte, dass vielerorts Denkmale für sie errichtet wurden.
In den Ausgaben der Zerbster Volksstimme ab 1999 sowie im Zerbster Heimatkalender 2011 wurde zumeist von Annegret Mainzer sporadisch über die im ehemaligen Russischen Reich errichteten Denkmale für Katharina II. berichtet.
Berichte in der Zerbster Volksstimmeüber Denkmale für Katharina II. und Diskussionen darüber
15.10.1999 Dnjepropetrowsk (früher: Jekatherinoslaw)
23.10.1999 Krasnodar (früher: Jekatherinodar)
30.10.1999 St. Petersburg
14.11.2002 Noworschew
24.11.2005 Irbit, Vilnius
25.01.2006
21.06.2007} Simferopol
12.06.2015
04.01.2008 Tiraspol, Odessa, Rostow a. Don, Wyschni Wolotschek
18.08.2008 Sewastopol
10.11.2010 Kropotkina, Krementschug, Syktywkar
09.09.2014 Iribit, Puschkin, Zarizyno
2014 Bogorodizk (früher: Baronsk)
Zerbster Heimatkalender 2011: Archangelskoje, Dnepropetrowsk, Irbit, Krasnodar, Marx, Morschansk, Moskau, Mytitschi, Bogorodizk, Noworschew, Odessa, Podolsk, Puschkin, Rostow a. Don, Sewastopol, Simferopol, Tiraspol, Twer, Vilnius, Wyschni Wolotschek, Wallhalla, Zerbst.
Aus gegebenen Anlass, nämlich des 291. Geburtstages von Zarin Katharina II. sollen an dieser Stelle weitere Denkmale, die ihr zu Ehren errichtet wurden, vorgestellt werden.
Wladikawkas
Im Jahr 2005 wurde in Wladikawkas ein Denkmal für Katharina II. aufgestellt. Warum in der Hauptstadt der russischen Republik Nordossetien-Alanien?
Wladikawkas (in deutscher Übersetzung: Beherrsche den Kaukasus) wurde 1784 per Ukas durch Katharina II. gegründet. Der Ausbau der Stadt erfolgte unter Leitung von Fürst Grigori Potjomkin, denn Wladikawkas sollte als Festung zum Schutz gegen die Überfälle kriegerischer kaukasischer Stämme dienen. 1799 wurde die bei Wladikawkas beginnende und nach Tblissi führende Georgische Heerstraße eröffnet. Nach der Angliederung Georgiens an das Russische Reich im jahr 1801 entstanden in Wladikawkas neue Stadtviertel, Kosaken wurden angesiedelt. Kurz gesagt: Handel und Wirtschaften gediehen. Wladikawkas entwickelte sich zu einer blühenden multikulturellen Stadt, in der Russen, Osseten, Armenier, Georgier und andere ethnische Gruppen lebten. Der Bau einer Sunnitischen Moschee (1908) in Wladikawkas ist beredtes Zeugnis der im Zarenreich praktizierten religiösen Toleranz.
Im Mai 2005 wurde am südlichen Stadtrand von Wladikawkas eine Allee des Ruhmes geschaffen. Bestandteil dieser Allee des Ruhmes ist eine Skulpturenkomposition mit dem Titel Katharina empfängt die Gesandten Ossetiens. Vor einem halbrunden Basrelief steht die Bronzeskulptur von Zarin Katharina II., ihr gegenüber – die ossetischen Gesandten, ihre Akkreditierungsurkunde überreichend. Auf dem Basrelief ist der Weg dargestellt, den die Gesandten von Ossetien nach St. Petersburg zurückgelegt hatten. Geschaffen wurde die Rotunde vom Bildhauer Sergei Pawlowitsch Sanakojew, der 1920 in Wladikawkas geboren wurde und dort 2002 verstarb.
Luga
Im Jahr 1777 wurde durch Katharina II. die Gründung der Stadt Luga bestimmt, gelegen im heutigen Leningrader Oblast (Gebiet). Den Bebauungsplan von Luga hatte Katharina II. ebenfalls persönlich abgesegnet. So gilt Katharina II. auch in Luga als Stadtgründerin.
Am 12. August 2017 wurde in Luga ein Denkmal für Zarin Katharina II. eingeweiht. Anlass dafür war der 240. Stadtgeburtstag.
Die bronzene Statue der Zarin steht auf einem achteckigen Podest. Die Zarin trägt den Krönungsmantel und hält in ihrer rechten Hand den Erlass zur Gründung von Luga. Dieses Denkmal für Katharina II. ist ein Werk des 1979 in Luga geborenen Bildhauers Artjom Wladimirowitsch Rytschkow und des Architekten Jewgeni Mironow. Rytschkow ist Absolvent der Kunstgewerbeakademie A.L. Stieglitz in St. Petersburg.
Võru in Estland
Über ein Denkmal für Katharina II. in der estnischen Stadt Võru (deutsch: Werro) können Sie sich informieren, wenn Sie den folgenden Link öffnen:
Weitere interessante Informationen über Denkmale, Büsten bzw. Statuen zu ehren von Zarin Katharina II. erhalten Sie auf folgenden Links:
Archangelskoje
Wallhalla
Bogorodizk
Zarizyno bei Moskau
Zerbst/Anhalt
Zerbst, 01.05.2020